Hagen. Am 28. November setzte Apostel Wolfgang Schug Priester Manfred Urmoneit in den wohlverdienten Ruhestand. Zu diesem Anlass wurde im Vorfeld der Ruhesetzung ein Interview durchgeführt. Die Fragen im Interview stellte Andreas Sahm, Priester Urmoneit antwortete schriftlich.
Kannst Du Dich nach so vielen Jahren noch an den Gottesdienst erinnern, als Du ins Amt kamst/ordiniert wurdest? Wenn ja, welche Erinnerung wird dann in Dir besonders lebendig?
Antwort:
Am Mittwoch, dem 2. August 1973 kam am Bezirksapostel Emil Schiwy (Anmerkung der Redaktion: Damaliger Leiter der Neuapostolischen Kirche Nordrhein-Westfalen) in unsere Gemeinde Hagen-Lützowstraße. Dort wurde ich mit etlichen anderen Glaubensbrüdern des Bezirkes Hagen ins Unterdiakonenamt ordiniert. Ich war innerlich nicht besonders glücklich, das heißt, ich war nicht sicher wie das weitergehen würde.
Der Bezirksapostel sagte einen Satz den ich behalten habe: "Was ihr im Werk Gottes tut das tut ihr für den Herrn!" Er wünschte uns besondere Glaubenserlebnisse bei unserer Arbeit. Das habe ich dann zunächst einmal aufgenommen und später auch erlebt.
Gab es in Deinem Leben beziehungsweise in Deiner Tätigkeit als Amtsträger ein ganz besonderes Erlebnis, dass Dich auch in Deinem Glauben geprägt hat?
Ein Erlebnis ist noch besonders lebendig. Als unser Sohn Thorsten 1984 im Alter von vier Jahren von einem Auto überfahren wurde und schwerverletzt ins Krankenhaus kam waren wir in besonderer Not. Da haben wir uns an unsere Vorangänger im Glauben gewandt und sie um Fürbitte für uns gebeten. Die Antwort unseres Bischofs und unseres Vorstehers war: “Der Herr verlässt euch nicht". Daran haben wir uns geklammert.
Die nächsten drei Gottesdiensten erlebte ich in unterschiedlichen Gemeinden. Und egal, wo ich sein durfte, sang die Gemeinde das Lied: „Stern, auf den ich schaue.“ Das war für meine Familie und mich kein Zufall.
Nach sechs Wochen konnten wir Thorsten aus dem Krankenhaus holen. Es ist nichts zurückgeblieben. Bei der Entlassung sagte uns der Chefarzt: "Da müssen Sie dem Herrgott danken." Das haben wir getan.
Gibt es (neben Jesus Christus) ein besonderes Vorbild für Dich? Oder ganz ähnlich gefragt: Wenn Du an die Gottesmänner/-frauen des Alten und Neuen Testamentes denkst, wer von diesen Menschen ist für Dich besonders bewundernswert? Habt Ihr, als Ihr über die Namen für Eure Söhne nachgedacht und entschieden habt, dabei an diese Männer gedacht?
Als wir über einen Namen für unsere Söhne nachgedacht haben, haben wir nicht an Männer aus der Bibel gedacht. Neben Jesus ist mir ein Mann besonders groß, das ist Apostel Paulus. Seine Lebensgeschichte, sein Einsatz für Gott für Jesus seine Unerschrockenheit faszinieren mich. Sein Ausspruch: "Ich vermag alles durch den der mich mächtig macht, Christus", ist für mich besonders faszinierend.
Welches Wort aus der Heiligen Schrift ist Dein "Lieblingswort"? Welches Bibelwort bedeutet Dir ganz besonders viel und hat Dein Leben mit geprägt?
"ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Matthäus 28 Vers 20) Wenn man in schwierigen Situationen des Lebens sich an dieses Wort erinnert dann wird vieles leichter.
Hast Du ein Lieblingslied? (Gesangbuch/Chorlied/sonstiges)
Das ergibt sich aus der Antwort der Frage zwei: "Stern, auf den ich schaue." (Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Nummer 371)
Welche Pläne hast Du für die Zeit Deines Ruhestandes? Gibt es (neben der Kirche) ein weiteres Hobby, für das Du nun mehr Zeit hast?
Wir werden mehr Zeit an der Ostsee, insbesondere auf Fehmarn, verbringen. Dann gibt es noch den Garten, in dem immer etwas zu tun ist. Außerdem fahre ich sehr gerne Fahrrad, auch mehrtägige Touren. Ab 2020 werde ich mit dem E-bike unterwegs sein.
Welche Eigenschaften von Dir schätzen andere Menschen, vor allem die, die Dir wichtig sind, ganz besonders an Dir? Wie würde Deine Frau Dich am ehesten beschreiben?
Da müsstest du unsere Glaubensgeschwister in der Gemeinde fragen und mit meiner Frau sprechen.
Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit, Verlässlichkeit sind mir wichtig. Wichtig war mir immer, dass man mir vertrauen konnte und ich habe mich bemüht, bemüht auch zuzuhören. Ich hoffe, dass mich meine Glaubensgeschwister so sehen konnten. Meine Frau würde vielleicht sagen: "Ihm fehlt es manches Mal an Geduld."
Wenn es für Dich am kommenden Donnerstag einen "direkten Nachfolger" (zum Beispiel Übernahme Deines Priesterbezirks/Deiner Aufgaben und so weiter) gäbe, welchen Rat würdest Du ihm mit auf den Weg geben?
Mein Rat wäre: "Lass dich in die Arme Jesu fallen." Wichtig wäre auch noch, sich vor einem Seelsorgebesuch bewusst zu machen: Du gehst zu deinen Glaubensgeschwistern. Die hat Gott und Jesus lieb. Es sind seine Kinder. Dann erlebt man auch Wunder und Hilfe Gottes.
Wenn Du die Zeit und Deine Tätigkeit als Priester und Amtsträger rückwirkend betrachtest, gibt es etwas, was Du (wenn Du könntest), anders machen würdest als Du es tatsächlich getan hast?
Wenn man die Zeit als Amtsträger rückwirkend betrachtet stellt man fest: Man muss immer an sich arbeiten und es gibt immer etwas zu verändern. Man entwickelt sich ja auch im Glauben. Da hat es so manche Korrektur geben müssen.
Was ich noch mehr ändern möchte, das kann ich auch im Ruhestand: Mich noch mehr um die Glaubensgeschwister kümmern, die in der Gemeinde ein wenig am Rande stehen.
Welche Frage hättest Du Dir an meiner Stelle noch gestellt und was hättest Du auf diese Frage geantwortet?
Diese Frage ist: "Wie hast du es geschafft die vielen Jahre diese Arbeit mit Freuden zu tun?" Und die Antwort darauf ist: Ich war ja nicht allein. Unser himmlischer Vater, der Sohn Gottes waren da.
Wichtig war meine starke Frau, die mir den Rücken gestärkt hat, die obwohl sie oft allein war, nicht unzufrieden war. Dadurch konnte diese Arbeit geschehen.
Dann kamen die Jungs dazu. Auch sie haben es wie selbstverständlich gesehen, dass ich mich mit meinem Amtsauftrag eingebracht habe. Für die Familie war dann der Samstag da, den haben wir dann auch gemeinsam genutzt. Für diese Mithilfe bedanke ich mich besonders.
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