Hagen. "Ich wünsche euch gute Stimmung!" wandte sich Bezirksapostel Rainer Storck an seine Glaubensgeschwister zu Beginn des Gottesdienstes zum 125-jährigen Jubiläum des Bezirks Hagen.
Zu diesem Gottesdienst am Mittwoch, 25. September 2019 hatten sich in Hagen-Haspe Glaubensgeschwister der fünf Hagener Stadtgemeinden versammelt. Per Internetübertragung waren die weiteren Gemeinden des Bezirks Hagen angeschlossen.
Gute Stimmung ist wichtig
Ganz spontan sei er auf den Gedanken gelenkt worden, zu Beginn des Gottesdienstes allen Versammelten eine gute Stimmung zu wünschen, begann Bezirksapostel Storck seine Predigt.
Man kenne das vom Arbeitsplatz: Ein einziger missgelaunter Zeitgenosse könne die gute Laune einer Gruppe von Menschen verderben. Das gelte ebenso in einer Familie, im Kreis von Amtsträgern oder auch in der Gemeinde.
"Ich wünsche euch gute Stimmung!" so der Bezirksapostel. Er fügte noch an, dass er diesen Wunsch auch jenen zurufe, die zurzeit in Sorgen einhergingen oder durch bedrückende Gedanken belastet seien.
Glaubensschwester Glück aus Ruhrort
In einem kurzen Rückblick in die Gründerzeit erinnerte der Bezirksapostel an einige Namen, die unmittelbar mit der Entstehung und Entwicklung des Bezirks Hagen zusammenhängen.
Eine Glaubensschwester namens Glück sei es schon 1892 gewesen, die die Kunde von der neuapostolischen Gemeinde aus Duisburg-Ruhrort – einer der ältesten Gemeinden der Neuapostolischen Kirche in Deutschland überhaupt (Gründungsjahr 1872) – nach Hagen gebracht habe.
Zwei Jahre später sei die erste Hagener Gemeinde gegründet worden. Sieben Mitglieder habe die junge Gemeinde gezählt, die sich im Haus der Familie Breidenstein versammelte. Apostel Menkhoff aus Bielefeld habe diesen ersten Hagener neuapostolischen Christen das Sakrament der Heiligen Versiegelung gespendet.
Hagen ein eigener Kirchenbezirk
Rasantes Wachstum sei das Zeichen der Hagener Gründerzeit gewesen, berichte die Hagener Chronik, so Bezirksapostel Storck. Bereits 1896 sei die Anzahl der Gemeindemitglieder von sieben auf 200 gewachsen, mehrmals je Jahr seien 80 bis 100 Gläubige zur Gemeinde hinzugekommen. Ab 1905 sei Hagen ein eigener Kirchenbezirk gewesen.
"Lobe den Herrn meine Seele!" statt Rückschau mit Wehmut
"Was machen wir nach 125 Jahren mit der Betrachtung solch starken Wachstums in der Gründerzeit?", stellte der Bezirksapostel die rhetorische Frage. Heute seien alle Hagener Stadtgemeinden in der Hasper Kirche versammelt und die Empore sei nicht einmal voll besetzt.
Die Antwort gab der Bezirksapostel mit einem Hinweis auf den 103. Psalm, den der Chor in Teilen zur Eröffnung des Jubiläumsgottesdienstes vorgetragen hatte: "Lobe den Herrn meine Seele!" Dieser Psalm trage die Überschrift: "Das Hohelied der Barmherzigkeit Gottes" und weise damit auf die gebotene Rückschau, nämlich für die bisherige segnende Begleitung und Bewahrung der Gemeinden zu danken.
Die Kraft des Evangeliums, das Mühen zur Erreichung der Würde, die vor Gott gilt und das Warten auf die Wiederkunft Christi seien nicht kleiner geworden. "Diese Würde hängt nicht von Zahlen, Daten Fakten ab", machte der Bezirksapostel klar, es gehe um die geistliche Reife in einer Gemeinde, bei allen Christen. Sie habe etwas mit der inneren Entwicklung zu tun.
Ist geistliche Reife messbar?
Bezirksapostel Storck ließ diese Aussage aber nicht ohne weitere Erläuterungen. Er wurde konkret und bezog sich dabei auf das Bibelwort, das er seiner Hauptpredigt zugrunde legte: "Von der brüderlichen Liebe aber ist es nicht nötig, euch zu schreiben. Denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben." (1. Thessalonicher 4,9)
In diesem Bibelwort liege der Schlüssel zum Wachstum hin zur geistlichen Reife und zugleich der Gradmesser dieser geistlichen Reife: Die Liebe untereinander!
Die Qualität dieser Liebe sei jedoch nicht zu definieren über die Anzahl der Liebestaten, sie sei vielmehr eine Grundhaltung, die aber wachsen, vollkommener werden könne. Dazu habe Paulus die Thessalonicher ebenfalls aufgefordert: "Wir ermahnen euch aber, dass ihr darin noch vollkommener werdet." (1. Thessalonicher 4,aus 10)
Von Toleranz zu Akzeptanz
Einige Beispiele gab der Bezirksapostel zur Erläuterung. Wenn Nächstenliebe befähige, den Anderen zu dulden oder zu ertragen, sei das schon eine gute Grundhaltung. Darin zu wachsen, bedeute aber von der Toleranz zur Akzeptanz zu kommen. Das heiße, den Nächsten so anzunehmen, wie er ist und sein Anderssein wertzuschätzen.
Teilhaben am Elend des Nächsten sei das eine, das andere sei, ihm in der Tat zu helfen, wie es der barmherzige Samariter getan habe. Dankbarkeit für die Gemeinde, in der man zu hause sei, lasse sich steigern, indem man etwas zur Förderung der Gemeinschaft tue. Und Vergebungsbereitschaft für erlittenes Unrecht lasse sich weiter zu einer Reife hin entwickeln, wenn die erlittene Verletzung im Verhältnis untereinander keine Rolle mehr spiele, gab Bezirksapostel Storck weitere Beispiele, an denen geistliche Reife messbar wird.
Bis hierher hat der Herr geholfen
Apostel Wolfgang Schug ermunterte die Jubiläumsgemeinde zur Dankbarkeit für alles, was Gott während der vergangenen 125 Jahre schon Gutes getan hat. Auch wenn die sichtbare Entwicklung der Gemeinden längst nicht mehr so sei, wie in der Gründerzeit, stehe eines doch fest: "Gott freut sich immer noch, an der Vollendung seines Planes zu wirken."
Bischof Ulrich Götte zitierte in seiner Predigtzugabe aus dem 125. Psalm und wünschte dem Bezirk eine gute weitere Entwicklung: "Die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen, sondern ewig bleiben wie der Berg Zion. Um Jerusalem her sind Berge, und der Herr ist um sein Volk her von nun an bis in Ewigkeit." (Psalm 125,1.2)
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