Lüdenscheid-Brügge. Einen denkwürdigen Gottesdienst erlebten die Mitglieder der neuapostolischen Gemeinde Lüdenscheid-Brügge am Mittwochabend, 15. Mai 2019. Es fand der letzte Gottesdienst in ihrem Kirchengebäude statt und mit Gemeindeleiter Priester Roger Conze und Priester Rainer Renneckendorf traten zwei langjährig tätige Seelsorger in den Ruhestand.
Leider war Apostel Wolfgang Schug erkrankt und hatte daher Bischof Ulrich Götte beauftragt, mit der Gemeinde den Gottesdienst zu feiern, die beiden Ruhesetzungen und auch die Profanierung des Kirchengebäudes durchzuführen.
Ruhesetzungen
Gegen Ende des Gottesdienstes rief Bischof Götte zunächst Priester Rainer Renneckendorf an den Altar. "Du bist seit etwa 39 Jahren, beginnend mit dem 16. November 1980, als Amtsträger tätig“, begrüßte er den Priester. „Freundlicherweise hat Priester Peter Schäfer (Anmerkung der Redaktion: Priester der Gemeinde Brügge) für heute Abend ausgerechnet, dass es exakt 14.039 Tage sind“, so der Bischof weiter. Er hob hervor, dass Priester Renneckendorf die gesamte Zeit seiner Amtstätigkeit in der Gemeinde Brügge gewirkt habe. "Du hast dir nicht nur Mühe gegeben, sondern bist mit deinem ganzen Herzen in unterschiedlichen Aufgaben tätig gewesen." Bischof Götte nannte insbesondere die Betreuung der Kinder und Jugendlichen, die Tätigkeit als Verlagsbeauftragter und als Sänger. "Auch die Pflege des Kirchengartens hast du in die Hände genommen und", so fügte der Bischof augenzwinkernd hinzu, "das anschließende gemeinsame Grillen durfte auch nicht fehlen." Bischof Götte gab dem scheidenden Priester und dessen Frau ein von Herzen kommendes Dankeschön für alle motivierende und liebevolle Mitarbeit mit auf den Weg in den Ruhestand.
Anschließend bat der Bischof Priester Roger Conze, Leiter der Gemeinde Lüdenscheid Brügge zu sich. Priester Conze war am 1. Juli 1983 in Lissabon als Diakon ordiniert worden. "Damit schaust du auf etwa 36 Dienstjahre, und auch hier hat Priester Schäfer gerechnet, es sind 13.086 Tage, zurück." Eine Besonderheit erwähnte der Bischof gleich zu Beginn, denn der damalige Diakon Conze war für drei Gemeinden beauftragt worden: Für Lissabon, weil er dort in der Missionstätigkeit unterstützte, für Lüdenscheid, weil er dort wohnte und für Bad Driburg, weil er dort arbeitete. Weitere Stationen in seiner Tätigkeit als Seelsorger waren dann später noch Bielefeld-Gellershagen, Wilhelmshaven und Altenburg. "Am 5. April 1996 wurdest du als Vorsteher für Lüdenscheid-Brügge beauftragt und bist der Gemeinde somit 23 Jahre vorangegangen." Parallel dazu hatte Priester Conze auch die Gemeinde Kierspe für einige Jahre als Vorsteher mitbetreut. "Du warst ein ruhender Pol und bist der Gemeinde in Wahrheit und Klarheit vorangegangen", so Bischof Götte weiter, "und hast dich für alles verantwortlich gefühlt." Vorsteher Conze habe nicht immer alles selbst gemacht, sondern den Überblick behalten. Wenn "Not am Mann war" hielt Priester Conze den Gottesdienst, leitete den Chor und spielte auch noch die Orgel. "Du standest allumfassend zur Verfügung, hast dein ganzes Herz hineingelegt und es war immer angenehm, dich in der Nähe zu haben", so der Bischof. Als besonderes Kennzeichen des Priesters hob der Bischof dessen kindlichen Glauben, und das 36-jährige treue Dienen hervor. Mit einem besonderen Dankeschön im Namen der versammelten Festgemeinde an den Ruheständler und dessen Frau wünschte Bischof Götte alles Gute für die kommende Zeit und einen schönen gemeinsamen Ruhestand.
Aus der Gemeindechronik
Nach den Ruhesetzungen griff Bischof Götte einige Daten aus der von Priester Peter Schäfer verfassten Chronik heraus. Im Jahre 1954 wurde ein erster Schritt für Gründung der Gemeinde getan. Versammelte sie sich zunächst in einer Gaststätte, so konnte sie sich am 14. Dezember 1956 in ihrem jetzigen Kirchengebäude zusammenfinden. Den Einweihungsgottesdienst hielt der damalige Bezirksapostel Walter Schmidt. Somit hatte das Kirchengebäude "Am langen Acker" 63 Jahre der Gemeinde als Versammlungsstätte und Heimat gedient. Insgesamt haben in dieser Zeit sechs Vorsteher die Gemeinde geleitet und sind ihr vorangegangen.
Sei wie ein Baum am Wasser
Die Predigt im Gottesdienst stand unter dem Bibelwort: "Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte." (Jeremia 17, 7 und 8)
Der Impuls, wie ein Baum zu sein, der die Nähe zum Wasser, zu Gottes Wort und Wirksamkeit sucht, seine Wurzeln ausstreckt, zog sich wie ein roter Faden durch die Predigt des Bischofs. "Wenn auch dieses Kirchengebäude profaniert wird, was sicherlich Wehmut auslöst, so heißt das nicht, dass in Zukunft Gottes Wort und seine Zuwendungen ausbleiben werden", richtete er einen Blick nach vorne. Priester Roger Conze unterstrich in seinem Predigtbeitrag diesen Gedanken und zitierte abschließend Vaclav Havel: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Am Ende des Gottesdienstes entwidmete Bischof Götte das Kirchengebäude "Am Langen Acker" in Lüdenscheid und beendete den Gottesdienst mit Gebet und Schlusssegen.
Im Nachgang sangen alle Versammelten das Lied "Der Herr ist mein Licht" (Chormappe der Neuapostolischen Kirche, Nummer 162). Anschließend überreichten Mitglieder der Gemeinde den beiden Ruheständlern und deren Gattinnen noch einige Geschenke, die für die Zeit im Ruhestand gedacht waren.
Mit persönlichen Verabschiedungs- und Dankesworten sowie einem kleinen Sektempfang klang der denkwürdige Gottesdienst aus.
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