Hagen-Hohenlimburg. Am Sonntag, 11. März 2018, feierte die neuapostolische Gemeinde Hohenlimburg den Gottesdienst mit Bezirksältester Gottfried Flügge, Leiter des Kirchenbezirks Hagen. Besonderer Gast war Hirte Bernd Graffenberger.
Hirte Graffenberger ist seit vielen Jahren in der Betreuung von hörgeschädigten Gemeindegliedern tätig und leitet neben der Gemeinde Bönen auch die Hörgeschädigtengemeinde Nordrhein-Westfalen.
Nach der Predigt des Bezirksältesten zum Bibelwort aus Hebräer 4,13: "Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen“, wandte sich Hirte Bernd Graffenberger an die versammelte Gemeinde und hielt seinen Predigtbeitrag in sogenannter "leichter Sprache“. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass sie Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen über Schwierigkeiten beim Verstehen der deutschen Sprache haben, dieses Verständnis durch kurze Sätze und einfache Wortwahl erleichtert und damit auch der Inklusion und der Barrierefreiheit dient.
Im Anschluss an den Gottesdienst berichtete Hirte Graffenberger der Gemeinde kurz über seine besondere Tätigkeit in der Begleitung von Hörgeschädigten und beantwortete einige Fragen in einem Interview. Das Interview führte Evangelist Detlef Flügge.
"Lieber Hirte, stellen Sie sich bitte kurz vor und berichten Sie ein wenig von Ihrer besonderen Aufgabe in der Kirche."
"Mein Name ist Bernd Graffenberger. Ich wohne in Dortmund-Aplerbecker-Mark und bin seit acht Jahren in der Betreuung von Hörgeschädigten tätig. Zu Beginn habe ich die Gebärdensprache erlernt, um den hörgeschädigten Glaubensgeschwistern so zu dienen, dass sie mich auch verstehen können."
Seit fünf Jahren bin ich als Vorsteher der Hörgeschädigtengemeinde hier in Nordrhein-Westfalen (NRW) zuständig und seit August letzten Jahres auch Vorsteher der Gemeinde Bönen (Kirchenbezirk Hamm). Ich halte Gottesdienste für Hörgeschädigte, die wir zweimal monatlich durchführen: Einen zentral in der Gemeinde Bönen, um denn auch beiden Gemeinden zu dienen, für die ich verantwortlich bin, und das zweite Mal regional in den Gemeinden, wo unsere hörgeschädigten Geschwister wohnen oder auch die Betreuer, damit auch die Gemeinden mal erkennen, welche Arbeit in der Betreuung von Hörgeschädigten von den einzelnen Betreuern geleistet wird, weil die doch häufig unterwegs sind."
"NRW ist ja ein großer Bereich, für den Sie zuständig sind. Wie groß ist die Gemeinde der Hörgeschädigten?"
"Die Anzahl der rein hörgeschädigten Glaubensgeschwister ist fünfzig, hinzukommt die gleiche Anzahl an Betreuern. Sie unterstützen beispielsweise beim Fahrdienst oder helfen beim Übersetzen mit. Dies gilt aber nicht nur für die Gottesdienste, sondern auch in persönlichen Dingen des Alltags, wo Übersetzungen notwendig werden, so etwa bei Arztbesuchen oder sonstigen Dingen. Da helfen ebenfalls unsere Betreuer vor Ort mit. So sind wir insgesamt eine Gemeinde von etwa 100 Seelen. In den Gottesdiensten sind immer wieder Gäste mit dabei, die aus dem Bekanntenkreis der Hörgeschädigten stammen und dorthin mitgebracht werden. Zu den Gottesdiensten kommen durchschnittlich zirka 50 Gemeindemitglieder."
"Dieses Angebot geht also über die reine Seelsorge hinaus und beinhaltet auch Hilfe im Alltag?"
"Ja, wo es erforderlich ist, wo unsere Glaubensgeschwister Schwierigkeiten haben, auch manchmal bei Behördengängen oder Arztbesuchen, um alles richtig zu verstehen, dann kommen auch wir als Betreuer mit ins Spiel und werden mal gefragt, ob wir sie begleiten können. Und wenn uns das möglich ist, helfen wir auch."
"Es wird für unsere hörgeschädigten Glaubensgeschwister also viel geleistet. Wie kommt das bei diesen an?"
"Sie fühlen sich dadurch natürlich auch umhegt, umsorgt, und sie freuen sich, wenn sie einmal wieder zusammen sein können. Unsere Glaubensgeschwister nehmen eben auch weite Fahrten in Kauf, um die Gemeinschaft zu haben, einmal im Gottesdienst aber auch danach. Nach dem Gottesdienst treffen wir uns ja regelmäßig zu einem Brunch, sodass wir dann immer noch Gespräche führen über ihre Freuden und auch über ihre Sorgen. Wir bleiben dann meistens nochmal so zwei Stunden beieinander, wo wir zusammensitzen, um einfach Gemeinschaft zu pflegen und wo sich unsere Geschwister auch verstanden fühlen."
"Die beiden Gebietskirchen NRW und Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland (HRS) sind in der neu gegründeten Neuapostolischen Kirche Westdeutschland fusioniert. Welche Pläne gibt es für die Gemeinde der Hörgeschädigten?"
"Es gibt einen Vorsteher für die Gebietskirche HRS, dessen Arbeitsbereich jedoch hauptsächlich auf Hessen beschränkt ist. Diese Arbeit soll nun ausgeweitet werden und die Struktur, die wir hier in NRW haben, im gesamten Arbeitsbereich unseres Bezirksapostels Rainer Storck eingeführt werden."
"Sie haben eben davon gesprochen, dass Sie eine Gebärdensprache gelernt haben. Nun kam noch die leichte Sprache hinzu, es sind viele Wegstrecken zu bewältigen, um die Hörgeschädigtengemeinde zu betreuen. Wie schaffen Sie das und was macht Ihnen an dieser Arbeit Freude?"
"Es ist einmal der Impuls, der gegeben wird, um diesen Glaubensgeschwistern zu helfen und es ist immer schön, in ihre leuchtenden Augen zu blicken. Sie haben ja keine andere Möglichkeit, sich zu verständigen, als mit ihren Augen und ihren Gesten. Aber zu sehen, wie glücklich sie nach so einem Gottesdienst oder nach einem Gespräch sind, dass sie jemanden haben, den sie erstmal verstanden haben, der auch zuhört und ihnen dann auch hilft und Unterstützung gibt, das alleine ist schon Freude genug und gibt immer wieder neue Motivation, weiterzumachen. Das gleiche gilt eben auch für die Geschwister, die weitere Behinderungen haben, nicht nur Hörschädigungen. Es geht dabei auch um solche Menschen, die vielleicht fremd sind, die die Sprache noch erlernen und die sich freuen, etwas aus dem Gottesdienst mitgenommen zu haben. Das macht es wert, das gibt mir auch selbst Freude, wenn man merkt, dass es ankommt und dass die Geschwister freudig weitergehen und etwas verstanden haben für sich selbst und das auch in ihre Umgebung weitertragen."
"Welchen Impuls möchten Sie zum Schluss dieses Interviews noch setzen?"
"Wir wollen nicht nur über Inklusion reden, sondern Inklusion leben!"
"Herzlichen Dank für diesen besonderen Impuls und für das Gespräch."
© Bezirk Hagen
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