Hohenlimburg. Am 13. Juni 2013 setzte Apostel Wolfgang Schug mit Hirte Detlev Besler einen neuen Vorsteher für die neuapostolische Gemeinde Lüdenscheid-Mitte. Er entlastete damit den bisherigen Vorsteher, Bezirksältester Gottfried Flügge, von dessen Doppelfunktion. Bezirksältester Flügge und Hirte Besler sprechen im ersten Teil des Interviews über den Vorsteherwechsel und ihre Gedanken dazu.
Bezirksältester Flügge: Zuerst hat es mich schon getroffen, aber dann kam auch schnell der Gedanke, dass es für mich persönlich zu diesem "Ja" keine wirkliche Alternative gibt. Dies kam auch aus der Erfahrung, dass ich mein "Ja-Wort" zu neuen Amtsaufträgen bisher nie bereut habe.
Ich weiß im Grunde noch nicht wirklich, was mit der neuen Aufgabe alles verbunden ist, das kommt so nach und nach. Aber ich stelle auch fest, dass ich viel Hilfestellung bekomme. Und auch deswegen habe ich mein "Ja" zum neuen Amtsauftrag bis jetzt auch noch nicht bereut.
Hirte Besler: Mich hat das natürlich auch überrascht. Ich hatte mich langsam schon auf ruhigere Zeiten eingestellt – mit dem Gedanken: Das ist was für jüngere Leute. Als dann die Frage kam, hat es mich getroffen, wie beim Bezirksältesten. Und dann kam der Augenblick, an dem meine Frau und ich abwägen mussten und wir uns Punkte dafür und dagegen angesehen haben. Am Ende stand für uns die Entscheidung: Wir haben bisher immer zum Dienst im Werke Gottes "Ja" gesagt. Es gibt bestimmt Gründe dagegen, aber es gibt auch den Grund: Der Herr ruft und dann machen wir das.
Hirte Besler: Unsere Kinder sind schon erwachsen und teils aus dem Haus. Trotzdem war die Familie schon etwas betroffen und hat unterschiedliche Reaktionen gezeigt. Letztlich aber war klar: Wir stehen hinter euch.
Bezirksältester Flügge: Ich finde es einmal schön, dass meine Frau bei dem Gespräch mit Apostel Schug dabei war und dass sie mit gefragt wurde. Im Nachhinein hatte unser 9-jähriger Sohn gesagt: "Das möchte ich nicht." Vielleicht konnte er den "Bezirksältesten" so nicht einordnen – ich kann mich in dem Bild auch noch nicht wiederfinden. Aber dann kam auch die Freude: Dann bist du ja öfter in unserer Heimatgemeinde Hohenlimburg, da kannst du dich ja öfter einteilen. Das ist etwas, was die Kinder freut, und ich muss sagen, dass mich das auch freut.
Bezirksältester Flügge: Natürlich nimmt man auch das Bild der Gemeinde mit. Hohenlimburg ist eine lebendige Gemeinde. Dort gibt es viele Aktivitäten, beispielsweise laden die Gemeindemitglieder nach jedem Gottesdienst am Sonntag zum Kaffeetrinken ein. Das hat mir gefallen. Ich habe dann versucht, das auch in der Gemeinde Lüdenscheid einzuführen. Aber nach mehreren Anläufen habe ich festgestellt, dass es irgendwie immer wieder eingeschlafen ist. Der Bedarf schien nicht vorhanden zu sein und die Gemeinde lebte eigentlich auch so ganz glücklich. Es war also nur mein Wunsch, und den habe ich dann losgelassen.
Hirte Besler: Natürlich habe ich auch Bilder im Kopf, wie es in Lüdenscheid-Brügge war. Momentan mache ich einfach eine Art Bestandsaufnahme und nehme ganz viele Impulse aus meiner neuen Heimatgemeinde auf. Ich stelle fest, dass manches anders läuft, ohne es zu werten und denke manchmal: Hier laufen einige Dinge, um die ich mich in meiner alten Gemeinde mehr kümmern musste und umgekehrt. Das finde ich schön und ich weiß wirklich noch nicht, welche Impulse aus Brügge ich hier einbringen möchte.
Bezirksältester Flügge: Ich habe meinen Glaubensgeschwistern damals gesagt dass es eine Chance ist, wenn ich von außerhalb in die Gemeinde komme. Sie waren für mich alle unbeschriebene Blätter und ich wusste nur das, was sie mir selbst erzählt haben. Ich fand übrigens auch sehr positiv, dass der alte Vorsteher mir ganz bewusst keine Informationen über die Gemeinde gegeben hat. Es war wie ein neuer Anfang für uns alle und ich glaube, dass es der Gemeinde und mir gut getan hat.
Hirte Besler: Es ist eine Chance, allerdings etwas anders als beim Bezirksältesten. Ich bin zwar noch nicht Mitglied in der Gemeinde gewesen, aber Lüdenscheid-Mitte und -Brügge haben früher einen gemeinsamen Vorsteher gehabt. Wir hatten beispielsweise gemeinsame Ämterstunden. Einige Mitglieder und Amtsträger aus der Gemeinde Lüdenscheid kenne ich schon aus meiner Jugendzeit und deshalb wissen sie auch etwas von mir und aus meinem Leben. In der Funktion des Gemeindevorstehers bin ich meinen Lüdenscheider Glaubensgeschwistern aber noch nie begegnet und sie mir auch nicht. Deshalb ist es einerseits ein Neuanfang mit unbeschriebenen Blättern, wie es der Bezirksälteste beschrieben hat. Andererseits ist dieses Kennen, zum Beispiel aus der Jugendzeit, eine schöne Basis.
Hirte Besler: Mich besonders um die Amtsträger und die Jugendlichen kümmern, das ist mein Wunsch. Ich meine das sind die Arbeitsfelder, auf denen aus meiner Sicht am meisten gearbeitet werden muss. Dazu gehört auch, Vertrauen bei den Amtsträgern zu bilden. Der Amtsträgerkreis muss gut sein, auch der Kreis der Jugendlichen und der Kinder. Unsere Jugendlichen sind die Gemeinde von morgen, deshalb sind sie mir besonders wichtig. Ich möchte erreichen, dass sich die Jugendlichen in der Gemeinde wohlfühlen, sich damit identifizieren und sagen: Das ist meine Gemeinde, da will ich hin.
Bezirksältester Flügge: Die einzelnen Gemeinden bilden den Bezirk. Es ist mein Wunsch, dass in den Gemeinden überall eine Wohlfühl-Atmosphäre vorhanden ist, die den Bezirk auch als Ganzes auszeichnet. Man soll gern in den Bezirk Hagen kommen. Es sollte ein Bild entstehen, dass man sich in den Gemeinden im Hagener Bezirk wohlfühlt, weil gegenseitige Wertschätzung vorhanden ist, weil es lebendige Gemeinden sind, weil sich der Einzelne wahrgenommen fühlt und auch, weil man in den Gemeinden ergreifende Gottesdienste erleben kann. Ich empfinde, dass das Heilige Abendmahl in unseren Gemeinden besonders feierlich gefeiert wird. Das freut mich sehr und darin erkenne ich auch die prägende Hand unseres Apostels Schug. Die Feierlichkeit beim Heiligen Abendmahl sollte man auf jeden Fall weiterführen.
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