Priorei. Am 9. März 2014 setzte Apostel Wolfgang Schug den bisherigen Vorsteher der neuapostolischen Gemeinde Priorei, Priester Friedhelm Klein, in den wohlverdienten Ruhestand. In demselben Gottesdienst ordinierte der Apostel Priester Andreas Böhmer zum Evangelisten und beauftragte ihn mit der Leitung der Proireier Gemeinde.
Wie geht es dem Ruheständler in seinem Ruhestand und wie hat sich Evangelist Böhmer in seine neue Aufgabe eingefunden? Im Interview schauen beide zurück und blicken auch in die Zukunft.
Priester im Ruhestand (i.R.) Klein: Ich habe mich sehr gefreut, wieder mehr in der Gemeinde und im Chor zu sitzen, die Wochenenden so richtig genießen zu können und mich auf den Gottesdienst zu freuen. Außerdem merkte ich auch von meiner körperlichen Situation her, dass es Zeit wurde. Also ich habe mich uneingeschränkt gefreut auf diesen 9. März 2014, an dem ich in den Ruhestand getreten bin.
Priester i.R. Klein: Das Priesteramt für mich eine Hürde weil ich dachte: Das schaffst du nicht. Unser damaliger Bezirksältester Jürgen Woltersdorf sagte mir dazu: "Lass dich einfach fallen." Erst war ich skeptisch, aber genau das habe ich in den zwei Jahren, in denen ich als Priester tätig war, gemerkt: Wenn ich mich fallen lasse und die Verbindung zum lieben Gott suche, dann ist er auch bei mir.
Dass ich Vorsteher werden sollte, erfuhr ich nach einem Gottesdienst in Meinerzhagen. Bischof Karl-Erich Makulla fragte mich, ob ich diese Aufgabe annehmen würde und ich habe ohne zu zögern "Ja" gesagt, obwohl ich dachte: Das geht gar nicht. Dann bin ich nach Hause gekommen und habe meiner Frau erzählt, was geschehen war und dass ich zugesagt hätte.
Meine Frau war damals schwer krank, und wir hatten den lieben Gott sehr intensiv um seine Hilfe gebeten. Nun kam der Bischof und fragte: "Würdest du die Aufgabe als Vorsteher übernehmen?" Da habe ich gedacht: Ich bitte den lieben Gott jeden Tag: Tue etwas, hilf uns! und jetzt kommt er und sagt: Hilf mir in meinem Werk. Ich konnte da nicht "Nein" sagen und war mir sicher: Wenn der himmlische Vater das so will, dann hilft er mir auch.
Der Schritt zum Vorsteher war gar nicht so schlimm, auch, weil die Gemeinde Priorei es mir leicht gemacht hat. Ich habe den Glaubensgeschwistern immer gesagt, wenn irgendetwas Besonderes in meiner Aufgabe anstand: "Denkt an mich." Da konnte ich spüren, dass meine Glaubensgeschwister mich getragen haben. Und auch der Kreis der Amtsträger war wirklich klasse. Sie haben mich unterstützt, wo sie nur konnten. Deshalb darf ich rückblickend sagen, dass es eine sehr schöne Zeit war auch im Erleben, dass Gott zu dem Auftrag auch die Kraft gibt.
Priester i.R. Klein: Das ist ja das Wunderschöne in unserem Glauben: Man betet füreinander und man kann auch glauben, dass man getragen wird. Dazu braucht man Vertrauen. Unser ehemaliger Vorsteher, Evangelist Weinheimer, hat das einmal schön erklärt. Wenn man einem kleinen Kind sagt: Lass dich fallen, ich fange dich auf, lässt es sich gedankenlos fallen. Wir Großen fangen an zu überlegen: Ob der mich jetzt tragen kann? Ich wusste: Der liebe Gott trägt mich, da muss ich nicht überlegen. Ich kann mich fallen lassen in die Gemeinde und den Amtsträgerkreis. Das habe ich als sehr wohltuend empfunden.
Evangelist Böhmer: Den Ausführungen von Priester Klein in Hinsicht auf das "sich fallen lassen" und seiner Intention, die Aufgabe als Vorsteher anzunehmen, kann ich mich nur anschließen. Ich habe erlebt, wie der liebe Gott gerade in den letzten Jahren besonders für mich da war. Als ich von Braunschweig hier in diesen Bereich wechselte und gefragt wurde: "Würdest du wieder als Diakon mitwirken?" habe ich gesagt: "Ja, gerne" – einfach aus Dankbarkeit unserem himmlischen Vater gegenüber. Genauso war es beim Priesteramt, genauso ist es jetzt auch beim Evangelistenamt und der neuen Aufgabe als Vorsteher in Priorei.
Ich hatte, nachdem meine Frau und ich dazu gefragt wurden, ein bisschen Zeit, mir das zu überlegen, aber ich habe nur einen Tag gebraucht, ganz einfach aus Dankbarkeit, weil der liebe Gott immer für mich da war. Er hat mir hier wunderbare Dinge geschenkt, und da habe ich gedacht: Wenn das Gottes Wille ist, dann mache ich das. Man muss sich selbst bewusst werden und glauben, dass man ein Werkzeug Gottes ist, dass es der liebe Gott ist, der einen ruft. Bei diesem "sich fallen lassen" hilft mir das Wissen, dass Gott da ist und mich auffängt.
Evangelist Böhmer: Ich bin froh, dass es die Gemeinde Priorei ist, auch aus dem Grund, weil meine Frau und ich mit einigen Glaubensgeschwistern dort freundschaftlich verbunden sind. Trotzdem habe ich zu den meisten Dingen kein Hintergrundwissen. Das macht es mir leichter, unvoreingenommen auf die Glaubensgeschwister zuzugehen.
Die Gemeinde hat es meiner Frau und mir einfach gemacht, beispielsweise direkt nach meiner Amtseinsetzung. Amtsträger aus Priorei überreichten mir zwei Herzen: Eins für meine Frau und eins für mich. Darauf stand: "Liebe Andrea und lieber Andreas, herzlich Willkommen in Priorei." Das fand ich von der Geste schon mal ganz beeindruckend. Als ich zum ersten Gottesdienst in Priorei war, hing ein Herz mit der Aufschrift "Welcome" am Altar. Wenn ich jetzt daran denke, bekomme ich von diesen tollen Gesten immer noch eine Gänsehaut. Wir fühlen uns beide sehr wohl in Priorei, haben das Gefühl, dort akzeptiert zu sein und dass wir uns alle gegenseitig mögen.
Evangelist Böhmer: Ich habe eigentlich keine Ideen, aber ich finde, dass in Priorei viel Potenzial vorhanden ist. Beispielsweise hatten wir früher ein Gemeindeblättchen, die „Klusfeld-News“. Ein Glaubensbruder hat mich darauf angesprochen und angeboten, dieses wieder zum Leben zu erwecken. Oder andere Dinge, beispielsweise wenn es um die Gartenarbeit geht oder auch um Möglichkeiten für die Chorproben: Die Amtsträger und die Gemeinde unterstützen mich sehr.
Evangelist Böhmer: Das war die Aktion "Meine Gemeinde im Schuhkarton". Sie war ein Selbstläufer und charakterisiert die Gemeinde Priorei. Man berichtete mir von dieser Aktion zum Internationalen Kirchentag (IKT) und bat mich um Unterstützung. Ich habe dann nach einem Gottesdienst davon berichtet und meine Unterstützung zugesagt aber auch klargestellt: "Ich kann nicht der Motor dafür sein. Das muss von euch selbst kommen." Nach dem Gottesdienst kamen zwei Glaubensschwestern auf mich zu und sagten: "Wir finden das spannend und würden das gerne machen." Fünf Minuten später standen schon sechs Gemeindemitglieder beim gemeinsamen Kaffeetrinken zusammen und entwickelten erste Ideen. Am Wochenende darauf haben sie dann die Ideen konkretisiert und daraus ist unser Schuhkarton entstanden, den wir beim IKT in München abgegeben haben.
Priester i.R. Klein: Die Vorsteherversammlungen waren für mich immer ein Highlight. Es war schön, von den Erfahrungen der Vorsteher und des Bezirksältesten mitzunehmen. Oftmals waren auch unser Bischof und unser Apostel in der Vorsteherversammlung. Das waren besondere Augenblicke. Und auch die Ämterstunden in Priorei fehlen mir ein bisschen. Da kommt schon etwas Wehmut auf, denn das waren für mich Gelegenheiten zur Glaubensstärkung.
In den Ämterstunden habe ich erlebt, dass viel Potenzial da war. Wenn etwas zu entscheiden war, habe ich das Problem geschildert und erlebt, dass aus dem Kreis der Amtsträger gute Ideen kamen. Sie haben mich nicht im Regen stehen lassen, sondern auch in Entscheidungssituationen mitgeholfen und die Entscheidungen mitgetragen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Priester i.R. Klein: Ich wünsche ihm, dass er sich hier wohlfühlt und dass er geliebt wird. Ich wünsche ihm das Gefühl, von der Gemeinde getragen zu werden und zu wissen, dass er neben dem lieben Gott auch die Gemeinde im Rücken hat. Er kann sich auch auf mich verlassen, wenn er mich braucht.
Evangelist Böhmer: Priester Klein ist mir als Leuchtturm und als Ratgeber wichtig, weil viele Dinge für mich noch neu sind. Vielleicht gibt es ja etwas, auf das ich ein bisschen achten sollte oder wo ich einmal etwas großzügiger über etwas hinwegsehen sollte. Ich würde mich über Hinweise von ihm freuen. Und ich wünsche ihm, dass unser himmlischer Vater bald seinen Sohn sendet und dass wir hier dann alle zusammen Feierabend machen und sozusagen in den Ruhestand gehen können.
Ich wünsche ihm aber auch, dass er seinen Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau in guter Gesundheit genießen kann und dass er sich in Priorei immer wohlfühlt.
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